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Alter Wein in neuen Schläuchen…?

Alter Wein in neuen Schläuchen…?

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Ein Beitrag von Brigitte Kraus, konzis Recht und Kommunikation, www.konzis.ch

Ich bin verwirrt! In der Personalführung scheint es total viele neue Themen zu geben, die das Arbeiten völlig neu definierten und vieles auf den Kopf stellen. Begriffe wie unter anderem New Work, Soziokratie, hierarchiefreie Führung, Kreisorganisation, Agilität, Plattform-Ökonomie, Crowdworking werden inflationär herumgereicht und ich bleibe zuweilen etwas ratlos zurück.

Gerne würde ich fragen:“ Was bedeutet das genau?“, oder: „Was verstehst du konkret darunter?“. Nicht annähernd so oft, wie ich mir diese Fragen selber stelle, spreche ich sie auch effektiv aus. Die Befürchtung, mein Gegenüber würde sich zu sehr über meine Frage wundern, hält mich oft davon ab, einen für mich neuen Begriff zu erfragen. Ja, es braucht eine gewisse Portion Mut, moderne, neue Begriffe nicht zu übernehmen, bevor man sie nicht verstanden hat. Schliesslich will man ja mit der Zeit gehen und nicht altbacken wirken.

Die Begriffsklärung ist für mich als Juristin und Arbeitsrechtlerin tägliches Brot. Der Umgang mit Sprache ganz allgemein, und speziell die scharfe Grenzziehung zwischen den Begriffen, machen meine Arbeit spannend und herausfordernd. Und ich weiss, dass es selten nur eine einzige Interpretation gibt, sondern fast immer unterschiedliche Auslegungen verschiedene Schlüsse zulassen.

Das Arbeitsrecht wird nicht automatisch neu, wenn neue Arbeitsformen entstehen und neue Begriffe Einzug halten. Setzt ein Unternehmen beispielsweise vermehrt auf die Mitwirkung der Mitarbeitenden, schafft es in der Regel neue Strukturen, neue Entscheidungsfindungs-Prozesse und definiert, wo wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Einfluss haben. Aber warum sträuben sich die gleichen Unternehmen gegen eine offizielle Arbeitnehmervertretung? Der Gesetzgeber hat nämlich schon lange vor den modernen Führungstheorien daran gedacht, dass der Belegschaft eine Mitwirkung zustehen soll. Warum wird sie nicht genutzt? Anhand dieses Beispiels wage ich daher die These, dass teilweise hinter den vielen neuen Begriffen nicht immer eine Revolution steckt. Gelegentlich entpuppt es sich lediglich als neuer Name für etwas bereits Bestehendes.

Die Arbeitswelt wird sich in den nächsten Jahren ganz bestimmt verändern. Ob wirklich so grundlegend, wie gelegentlich prophezeit wird, sei dahingestellt. In der Gesetzesanwendung werden wir den tatsächlichen Veränderungen immer mindestens einen Schritt hintendrein sein. Neue Arbeits- und Zusammenarbeitsformen müssen nach „altem“ Recht beurteilt werden. Legal-Engineering – um nun noch einen neuen Begriff in eigener Sache zu nutzen 🙂 – wird deshalb weiterhin wichtig und anspruchsvoll sein. Ich bleibe neugierig auf die Entwicklungen im HR und in der Arbeitswelt ganz allgemein. Und ich werde neue Begriffe erst dann in meinen Sprachgebrauch aufnehmen, wenn ich mir über deren Bedeutung Gewissheit verschafft habe.

Bildquelle: unplash.com


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