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Auszeit = ungemütlich? Ja!

Auszeit = ungemütlich? Ja!

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Ein Beitrag von Cornelia Hess, HRgenau gmbh, www.hrgenau.ch

 

Wenn freie Zeit auf einmal fordert

Währenddem ich früher ganz gerne auch mal ein paar Tage alleine unterwegs war, fühlte es sich diesmal ganz anders an: Die Ferien waren so etwas wie eine „Qual“.  Sie kamen einem „Selbstversuch“ gleich und waren begleitet durch ein ständiges emotionales Auf und Ab. Die Erkenntnisse waren rasch da. Nun geht es darum, sie umzusetzen.

Wer mich kennt weiss, ich plädiere für Auszeiten. Für ergänzende Freizeit. Für Genuss. Getrost nach dem Motto «do what you love». Dazu stehe ich auch weiterhin. Und würde insbesondere den letzten grösseren Break nie missen wollen (vgl. auch den Blogbeitrag «Sabbatical» und das Video vom Januar 2020).

Dass ich einmal eine Ferienwoche als Herausforderung empfinden würde, hätte ich nie gedacht. Neu: Ich verbringe sie allein. Seit Jahrzehnten wahrscheinlich zum ersten Mal. Da werden einfache Tätigkeiten zum persönlichen «challenge». Wohl einfach, weil sich so nichts «richtig» anfühlt. Und weil ich mich schäme. Schliesslich gehört es sich nicht, die Tage zu geniessen.

Mein Mann leidet an einer schwerwiegenden Erkrankung. An Ferien ist nicht zu denken. An Sport schon gar nicht. Da stand ich auf einmal vor der Frage, was ich mit meinen Ferien anfangen soll. Sie einfach nicht beziehen und stattdessen zur Arbeit fahren? Sie zuhause verbringen und Tagesausflüge unternehmen? Oder sie doch so gestalten, wie sie ursprünglich geplant waren? Ich habe mich für letzteres entschieden. Auch weil ich merke, dass die ganze Situation ebenfalls enorm an meinen Kräften zehrt. Dass meine Energie genauso schwindet. Und vieles, was früher so «nebenbei» lief, derzeit sehr viel Kraft kostet.

Mein Mann und das Umfeld haben mich dazu ermuntert. Sich selbst aufzugeben, dient weder meinem Mann noch mir. Wir brauchen sämtliche Kräfte. Und doch: Es quälen mich in diesen Tagen viele Gedanken und ein schlechtes Gewissen. Tag für Tag, Stunde um Stunde, Minute um Minute. Was die Zeit allein insbesondere mit mir macht? Zu vielen Gedanken anregen.

  • Der Workload muss geringer werden! Es brauchte genau einen (freien) Arbeitstag, um mir bewusst zu werden, dass die permanente Überladung an Arbeitslast nicht so weitergehen kann. Das Hochzählen der eingegangenen Nachrichten auf meinem Mobilphone (zugegeben, ich habe den Account nicht ausgeblendet) hat mich panisch werden lassen: Wenn täglich zwischen 30 – 50 E-Mails eingehen, ergibt das bei einer Woche Abwesenheit eine Menge Arbeit. Es erstaunt nicht, dass man resp. frau hier den Rückstand nie mehr aufarbeitet. Und im immerwährenden Strudel hängenbleibt. Das will ich nicht mehr! Ich werde mit meinem Team nach Lösungen stöbern – denn derartige Zustände wünsche ich niemandem. Egal, in welcher persönlichen Situation sich jemand befindet.

  • Bewegung tut gut! Die Langlaufrunden sind aktuell aufgrund der Schneemenge nur eingeschränkt möglich. Aber es reicht, sich umfassend an der freien Natur zu erfreuen und körperlich müde zu werden. Nach einigen Langlaufkilometern und Spaziergängen im Verlauf der letzten Tage fühle ich mich gut. Dieses Gefühl möchte ich aufrechterhalten! Auf irgendeine Art müsste das doch auch zuhause möglich sein.

  • Sich mehr getrauen! Es ist nicht falsch, Rituale weiterzuführen. So habe ich mich getraut, allein zu einem Drink in unser bevorzugtes Lokal einzukehren. Mit dabei war zugegeben mein iPad. Ich habe in meinem Buch gelesen. Einfach so dasitzen war mir denn doch etwas zu ungemütlich. Mich selbst zu überraschen und gefühlt Ungewohntes auszuprobieren, darf ich mir unbedingt öfters erlauben.

Die Aussage «heute geniessen, man weiss nie, was der morgige Tag bringt», hören wir zuhauf. Hand aufs Herz: Wie ernst hast du den Sinnspruch bisher genommen? Auch ich habe ihn zwar stets bejaht, ihn vermeintlich verstanden. Aber mit Bestimmtheit bin ich nicht davon ausgegangen, dass er so rasch an Wichtigkeit gewinnt. Tue das, was dir heute lieb ist. Du bist es dir wert!

 

Bildquelle: privat – Cornelia Hess


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