19 Jun Charakterstärken kennen lernen und einsetzen.
Ein Beitrag von Ruth Widl Studer
Charakterstärken kennen lernen und einsetzen. Das lohnt sich, es führt zu mehr Arbeitszufriedenheit!
Die Charakterstärken werden auch als Rückgrat der Positiven Psychologie bezeichnet. Man schreibt ihnen zu, dass man durch deren Anwendung befähigt ist, authentisches „glücklich sein“ zu schaffen. Diese kommen ganz natürlich zu uns, sie sind Ausdruck dessen, wer wir sind. Wenn wir sie einsetzen und zulassen, hat dies einen Einfluss auf unsere Lebenszufriedenheit
Was sind denn überhaupt Charakterstärken, und wie können wir diese erfahren?
Wir unterscheiden insgesamt 24 psychologische Stärken. Sie sind die Wege zu den sechs Tugenden: Weisheit & Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Transzendenz.
Wir alle verfügen über diese positiven Charakterstärken in unterschiedlicher, individueller Ausprägung. Mit dem
Fragebogen “Values in Action (VIA-IS)” kann man die eigenen Charakterstärken kennen lernen. Das Ergebnis ist eine Auflistung der 24 Charakterstärken – die ersten 3-7 sind die am meisten charakteristischen, und die letzten die am wenigsten typischen für diese Person. Die “Top 5-7” einer Person nennt man ganz einfach “Signaturstärken”.
Was haben die Charakterstärken denn für einen Einfluss auf unsere Arbeitszufriedenheit? Was passiert, wenn man seine Signaturstärken am Arbeitsplatz anwendet?
Studien bestätigen, dass dies zu mehr positivem Erleben am Arbeitsplatz, zu leichterem Umgang mit Stress, zu besserer Leistung und letztendlich zu deutlich mehr Zufriedenheit führt!
Ein weiterer spannender Aspekt ist, dass sich damit im beruflichen Umfeld beispielsweise die Bedeutung des Arbeitsalltages einordnen lässt
- Üben wir einen Job aus zum Geld verdienen?
- Oder sehen wir den Beruf als Karrieremöglichkeit?
- Bestenfalls bedeutet der Beruf sogar Berufung!
Die Gallup Organisation hat in Mitarbeiterumfragen herausgefunden, dass die beiden wichtigsten Faktoren, welche zu Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung (Retention) bei Firmen führen, die folgenden sind:
1. Der Direktvorgesetzte erkennt die Signaturstärken
2. Die Möglichkeit, die eigenen Signaturstärken einzusetzen
So tun Organisationen also gut daran, ein Arbeitsklima zu schaffen, das Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, ihre Stärken einzusetzen. Die daraus resultierende grössere Motivation und Leistungsbereitschaft führt ebenfalls zu einer Reduktion der Absenzen – ein weiterer positiver Effekt.
Noch ist nicht alles Potential ausgeschöpft – bloss 20% der Mitarbeitenden denken, dass ihr Vorgesetzter ihre Stärken kennt und nur 1/3 der Arbeitenden kann das, was sie am Besten können, in der täglichen Arbeit einbringen – das zeigt eine Forschung von Gallup auf. Dabei scheint es doch ganz einfach, ein vorbildliches Arbeitsklima zu schaffen. Wenn die Führungskräfte ihren Fokus vermehrt auf die Stärken der Mitarbeitenden legen, erhöht sich deren Engagement in beträchtlichem Masse. Das Beispiel von Gallup zeigt eine massive Steigerung von 9% auf 73%.
Fazit
Der Stärkeneinsatz ist eine Win/Win Situation für Firma und Mitarbeitende. Persönlich bedeutet dies, die eigenen Stärken zu kennen, zu stärken und anzuwenden. Das ist ein wesentlicher Schritt zu einem glücklichen Berufsleben. Die gute Nachricht ist, dass Stärken trainiert werden können. Glücklich im Berufsalltag zu sein kann letztendlich von jedem persönlich beeinflusst werden!
Ein Beitrag von Ruth Widl Studer
Literaturnachweis: Niemiec , Ryan M. (2018). Character Strengh Interventions. Bern, Schweiz: Hogrefe Publishing
Bildquelle: j.vonallmen@swissonline.ch