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Das „Normale“ ist überall – Unconscious Biases auch

Das „Normale“ ist überall – Unconscious Biases auch

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Ein Beitrag von Irene Hotz Glanzmann, intercultures swiss gmbh, www.intercultures.ch

Heute ist es selbstverständlich, dass Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zusammen arbeiten, leben und Familien gründen. Warum ist es dennoch unabdingbar, sich als aufgeschlossener Mensch – geschweige denn als Führungsperson und Entscheidungsträger – mit kulturellen Unterschieden zu beschäftigen?

„Jeder von uns schaut aus dem Fenster seines kulturellen Zuhauses in die Welt hinaus, und jeder verhält sich gern so, als ob sich die Menschen anderer Länder durch eine landestypische Besonderheit (ein nationaler Charakter) von anderen unterscheiden, das eigene Zuhause aber das Normale ist. Leider gibt es aber, was kulturelle Angelegenheiten angeht, keine normale Position.“ (Hofstede, 2001)

Ein neugeborenes Baby ist bereits mit einem kompletten Set an funktionstüchtigen Gehirnneuronen ausgestattet. Mit jeder Wahrnehmung speichert dieses neue Informationen – und die damit verbundenen Assoziationen und Emotionen. Im Laufe der Jahre entwickelt sich so unsere Identität, die immer individuell und von mehreren Faktoren beeinflusst wird, wie z.B. von der jeweiligen Kultur, in der wir leben und arbeiten, wo und wie wir sozialisiert wurden und welche persönlichen Erlebnisse wir hatten.

Wir verfügen über einen Orientierungsrahmen, mit dem wir uns in unserer Gesellschaft zurechtfinden. Wenn wir jedoch mit Angehörigen einer anderen Kultur kommunizieren, merken wir, dass dieser beschränkt ist. Als Folge können wir Kommunikations- und Verhaltensweisen in einem viel geringeren Ausmass eindeutig interpretieren. Unsere Massstäbe gelten nur noch eingeschränkt.

In der Regel ist unser individueller automatische Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozess „richtig“. Doch manchmal kann er auch fehlerhaft oder entgegen unserer bewussten Überzeugungen und Werte ablaufen. So wird unser Unbewusstes eher Menschen aus unserem Kulturkreis vorziehen als andere, ob wir das wollen oder nicht, einfach weil es mit diesen bereits Erfahrungen gemacht hat. In diesen Fällen sprechen wir von kognitiven Wahrnehmungsverzerrungen oder Unconscious Biases.

Unconscious Biases können uns erheblich im beruflichen Alltag beeinflussen. Unser System orientiert sich an Bekanntem und dadurch entstehen unbewusste Präferenzen sowie Verzerrungen in der eigenen Wahrnehmung. Wir über- oder unterschätzen die Fähigkeiten von Menschen, ziehen einzelne vor, die uns ähnlich sind, oder lassen uns von andern beeinflussen. Wir treffen dadurch sogar Entscheidungen, die nicht in unserem Interesse oder dem unseres Unternehmens liegen.

Bevor wir über mögliche Massnahmen nachdenken, müssen wir akzeptieren, dass wir alle unsere „blinden Flecken“ haben, und zwar unabhängig von Geschlecht, Bildung, sozialem Hintergrund oder sonstigen Merkmalen. Diese unbewussten Mechanismen sind Denk- und Verhaltensmechanismen, die sich äusserst hartnäckig in unseren unbewussten Denk- und Verhaltensprozessen verankern. Verändern können wir diese Mechanismen nur mit bewusster, deutlicher Anstrengung und Geduld, indem wir neue wirksame Muster entwickeln. Sich der Biases bewusst werden, ist somit nur ein erster, wenn auch ungemein wichtiger Schritt.

In Unternehmen wird durch die Sensibilisierung für Unconscious Biases die Führungskompetenz von Vorgesetzten für die Zusammenarbeit heutiger Teams und den damit verbundenen Arbeitsweisen gestärkt.  Mitarbeitende und Unternehmen steigern ihre Fähigkeit, erfolgreich Komplexität zu bewältigen, Vielfalt zu integrieren, und innovativer und agiler zu handeln. Aktivitäten wie Rekrutierung, Nachfolgeplanung und Personal Entwicklung, aber insbesondere auch der Umgang mit Kundinnen und Kunden, sind Handlungsfelder, die substantiell davon profitieren.

Doch in einem ersten Schritt muss es darum gehen, sich der eigenen Unconscious Biases bewusst zu werden und nachhaltig Vertrauen in die eigene bewusste Entscheidungsfähigkeit zu gewinnen. Dies eröffnet die Bereitschaft, die indivi­duellen und kulturbedingten Stärken der Mitarbeitenden zu erkennen und deren Komplemen­tarität im Sinne und Interesse der übergeordneten Unternehmensziele fruchtbar zu machen.

Die Unternehmenswelt ist viel zu komplex, um beispielsweise die ernüchternde Zahl gescheiterter Unternehmensakquisitionen und –fusionen nur auf Unconcious Biases und kulturelle Faktoren zurückzuführen. Aber es wird wohl niemand bestreiten, dass diese Faktoren bei Misserfolgen – und auch bei Erfolgen – eine mitentscheidende Rolle spielen.

Bildquelle: Yagi Studio/DigitalVision/Getty Images

 


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