03 Feb Die Kraft des Namens
Ein Beitrag von Madhura Judex, Judex HR Management, https://www.judexhrmanagement.ch
In letzter Zeit scheint mein Vorname meinen Nachnamen wegzudrücken. Konsequent werde ich, sind wir noch per Sie, mit Frau Madhura angesprochen. Email, Telefon, persönlich. Da hilft alles Korrigieren nichts, schon bald verschwindet der Nachname wieder fröhlich von der Bildfläche. Das führte mich zur Frage, was uns eigentlich der Name bedeutet?
Frühere Erfahrungen mit einem Menschen übertragen wir auf den nächsten Namensträger oder -trägerin, das wissen wir im Umgang mit Vorurteilen in Rekrutierungen. Namensvetter und vertraute Namen kriegen einen Sympathiebonus, vom Namen lesen wir Alter, Attraktivität, soziale Schicht und Intelligenz1) ab und leiten unsere Erwartungen ab. In der Öffentlichkeit und in wissenschaftlichen Publikationen verbindet der Leser die Nennung des Nachnamens ohne Vornamen mit mehr Macht und Bedeutung2). Überhaupt beschäftigen sich Wissenschaftler seit über 100 Jahren mit dem Namensdeterminismus3). Menschen mit Initialen wie D.I.E. sterben deutlich früher als solche mit J.O.Y., Virginia’s ziehen häufiger nach Virginia um und die Georges und Geoffreys werden häufiger Geologen.
Aus spiritueller Sicht beinhaltet die Energiesignatur unseres Vornames unsere individuelle Lebensaufgabe und Fähigkeiten. Wann immer der volle Vorname gedacht, geschrieben und ausgesprochen wird, wird das innewohnende Potenzial aktiviert. Spitznamen tolerieren wir nur bei einem Match mit dem Selbstbild und – wenn der Name so gar nicht runtergeht – wählen wir einen neuen Namen, der zu unserer Persönlichkeit passt.
Alle sind sich einig: der Name ist untrennbar mit der Persönlichkeit verbunden und übt in uns und unseren Mitmenschen eine Wirkung aus.
Welche Kraft hat die Nennung des Vornamens in der Führungstätigkeit? frage ich ChatGPT. Dem AI scheint meine Frage, die ich mehrmals umformuliere, nicht sehr zu behagen und endet stets mit dem Disclaimer, persönliche und kulturelle Präferenzen zu beachten. Dennoch, die bewusste Nennung des Vornamens, sofern nicht überstrapaziert,
- verstärkt Lob positiv
- kann in einer angespannten Situation deeskalierend wirken
- fördert eine positive Teamkultur und Zusammenarbeit
- macht die Kultur persönlicher
Eigentlich trivial, nicht? Und doch wird dem Namen des Menschen, mit dem wir uns einlassen, häufig nicht genug Beachtung geschenkt: Wir bauen viel bessere Bindungen auf, wenn wir uns kurz die Zeit nehmen, den Namen zu merken, ihn richtig zu schreiben und uns nicht scheuen, nach der richtigen Aussprache zu fragen. Warum nun mein Nachname verschwindet, darauf habe ich noch keine schlüssige Antwort erhalten.
2) Psychologie – Die Kraft des Nachnamens – Wissen – SZ.de (sueddeutsche.de)
3) Psychologie – Wie der Name unser Schicksal prägt – Wissen – SZ.de (sueddeutsche.de)
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