04 Sep Spielerisch kreativere Lösungen finden
Ein Beitrag von Mirjam Grayson, hr matters GmbH, www.hrmatters.ch
Hand aufs Herz, haben Sie auch schon erlebt, dass Ihre Ideen von Teammitgliedern oder Vorgesetzten überhört oder sogar niedergeschmettert wurden? Oder vielleicht hat Ihr Gegenüber Ihnen gar nicht richtig zugehört und war möglicherweise bereits damit beschäftigt zu überlegen, wie er oder sie kontern könnte? Vielleicht mit Kommentaren wie „ja, aber…“, „das geht gar nicht, weil…“, oder „das haben wir schon immer so gemacht…“. Nicht gerade förderlich für das Erarbeiten kreativer Lösungen.
Es geht auch anders. Eine einfache Methode zur Förderung der Kreativität und Motivation sämtlicher Involvierter ist das sogenannte „Ja und“ oder „Yes and“ Spiel.
Worum geht es?
Das „Ja und“-Spiel ist eine Improvisationstechnik, die darauf abzielt, positive Gedanken und Ideen zu fördern, indem alle Teilnehmenden einer Gruppe ihre Ideen ohne Kritik oder Negativität präsentieren. Quantität geht dabei vor Qualität und die Ideen der Teilnehmenden werden durch das Hinzufügen von neuen Ideen und Gedanken erweitert, und so eine Lösung für ein Problem erarbeitet.
Vorteile:
Die Vorteile des „Ja und“-Spiels sind zahlreich. Zum einen fördert es eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens, in der sich alle Teilnehmenden sicher fühlen und ihre Ideen und Gedanken teilen können. Das Spiel reduziert das Risiko, dass Ideen abgelehnt oder kritisiert werden, was die Kreativität und die Motivation der Mitarbeitenden steigert. Darüber hinaus fördert das „Ja und“-Spiel eine aktive Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Gruppe, indem es alle Teilnehmenden dazu ermutigt, auf den bereits genannten Ideen aufzubauen.
Anwendbarkeit:
- für Meetings und Brainstormings
- zur Ideenfindung, z.B. für neue Produkte und Dienstleistungen
- zur Motivation von Mitarbeitenden und zum Schaffen eines positiveren Arbeitsklimas
- zur Lösung von Problemen innerhalb von Teams oder bei Kundenbeziehung
Vorgehen und Beispiel:
Die Teilnehmenden werden daran erinnert, dass ALLE Ideen willkommen sind und dass das Ziel darin besteht, auf den vorher genannten Ideen aufzubauen und die Ideen anderer zu erweitern. Damit das Spiel reibungslos abläuft und alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Ideen zu teilen, kann es hilfreich sein, einen Moderator zu ernennen. Im folgenden Beispiel geht es um das Finden von Ideen für die Verbesserung des Angbots der Firmenkantine. Das könnte sich wie folgt anhören:
Moderator/in: «Wie können wir mit unserer Firmenkantine zum «Wellbeing» unserer Mitarbeitenden beitragen?»
«Woran ich zuerst denke, sind Menus nach den neusten ernährungstechnischen Aspekten mit viel frischem Gemüse, hochwertigem Eiweiss und dem Angebot von frischem Quellwasser statt Soft Drinks.»
«Was mir an der Idee gefällt, ist der Fokus auf Gemüse, wissen wir doch, wie wichtig dieses für unsere Gesundheit ist. Und als jemand der auch mit den Augen isst, schlage ich verschiedene Farben vor, ganz nach dem Motto, «iss den Regenbogen».
„Was mir daran gefällt, ist der Ausdruck «iss den Regenbogen, oder «eat the rainbow», und da «Kantine» ein eher altertümlich anmutendes Wort ist, bringt mich das auf die Idee, diese vielleicht in «Food Court» umzutaufen und Kulinarisches aus verschiedenen Regionen der Welt anzubieten. Schliesslich haben wir ja auch eine internationale Belegschaft.»
«Was mir an deiner Idee gefällt, ist dass wir unserer Internationalität Rechnung tragen mit dem neuen Angebot und auch den Namen ändern wollen. Und ich könnte mir sogar vorstellen, für den Neuauftritt etwas Frische ins Mobiliar zu bringen und Blumen auf den Tisch zu stellen.»
«Was mir an deiner Idee gefällt, sind die frischen Blumen, die einen Bezug zum Angebot haben. Und ich würde es auch begrüssen, mit Musik eine entspannende Atmosphäre zu schaffen und die Tische anders anzuordnen, damit die Mitarbeitenden in Gruppen zusammensitzen können.»
«Was mir an dieser Idee gefällt, ist die neue Anordnung der Tische, welche die Kommunikation fördert. Und für Mitarbeitende, die alleine zum Essen kommen, könnten wir einen separaten «meet your collegues» Tisch anbieten.
… und so weiter.
Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass keine einzige Idee abgeschmettert wurde, sondern auch Ideen, die möglicherweise (noch) nicht umsetzbar sind, positiv gewertet und weiterentwickelt wurden. Jeder Satz begann mit «was mir an deiner/dieser Idee gefällt…». Es empfiehlt sich, auch wenn einem eine Idee ganz und gar nicht zusagt, immer nach den mindestens 10% zu suchen, die einem gefallen.
Nutzen:
Insgesamt ist das „Ja und „-Spiel eine einfache, wirkungsvolle Methode, um sowohl Kreativität als auch Motivation von Mitarbeitenden im Geschäftsalltag zu fördern. Es unterstützt ein positives Arbeitsklima, in welchem Ideen ohne Kritik oder Negativität geteilt werden können, und es fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Gruppe. Indem Unternehmen das „Ja und“-Spiel in ihre Arbeitskultur integrieren, können sie ihre Mitarbeiternden ermutigen, kreativer und produktiver zu sein, und damit effektiver zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Und Sie haben es bereits erraten, das «Ja und»-Spiel kann natürlich auch im privaten Umfeld wirkungsvoll eingesetzt werden. In unserem Fall war es beispielsweise beim Vorbereiten einer Reise als wertvoller Ideengenerator sehr nützlich. So konnten wir sicherstellen, dass die Ideen aller Familienmitglieder gehört und bei der Planung einbezogen wurden. Ohne diese Technik hätten wir beispielsweise Frisbee Golf kaum entdeckt.
Also, warum nicht mal wieder ein Problem spielerisch angehen? Freuen Sie sich auf kreative, inspirierende und möglicherweise überraschende und aussergewöhnliche Lösungsansätze. Viel Spass!
Quellen: Shirzad Chamine, Modell der mentalen Fitness „Positive Intelligence“ und Chat GPT
Bildquelle: Privat (Mirjam Grayson)