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Warum 90% unserer Gefühle auf altem Mist gewachsen sind

Warum 90% unserer Gefühle auf altem Mist gewachsen sind

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Ein Beitrag von Anita Bisculm, bisculm integration GmbH, www.bisculmintegration.ch

Nach tagelangem Regen schien endlich wieder mal die Sonne und ich entschied mich gut gelaunt, zu Fuss zu meiner Verabredung zu gehen. Kurz vor meinem Ziel traf ich auf ein verengtes Strassenstück, wo für Motorfahrzeuge kein Kreuzen möglich war. Vom Gehsteig aus beobachtete ich, wie ein Auto und ein Motorrad zeitgleich an den beiden Enden des Wegstücks eintrafen und losfuhren. Der Motorradfahrer sah von weitem, dass ihm das Auto – obwohl es eigentlich keinen Vortritt hatte – entgegenkam. Naja, keine Katastrophe, dachte ich, ist ja alles überschaubar, und ausserdem gibt es in der Mitte eine Ausweichstelle. Aber weit gefehlt: der Motorradfahrer gab Vollgas und stoppte erst Zentimeter vor der Kühlerhaube des Autos, das schon auf den ersten Metern stehen geblieben war. Er fluchte wild ob der Unverschämtheit des Autofahrers und verschaffte seiner Wut lauthals Luft, indem er den anderen aufs Gröbste beschimpfte.

Recycling alter Gefühle
Was ist da passiert? Eine Situation, wie sie jeden Tag dutzendfach vorkommt, ein kleines Problem, das man locker lösen könnte, mit Blickkontakt, einem sorry per Handzeichen – Thema erledigt, sogar noch ein Lächeln, Danke, gutes Gefühl. Warum so viel Drama? Sie erraten es: diese intensiven Emotionen hatten wohl gar nichts mit der aktuellen Situation im Hier und Jetzt zu tun, sondern sind ziemlich sicher auf sehr altem Mist gewachsen. Fragen Sie sich selber: was schwingt da Altes mit, wenn Gefühle in ihrer Intensität (wie in der geschilderten Situation) oder Qualität (z.B. wenn Tränen fliessen, wo eigentlich Empörung passend wäre) völlig deplatziert erscheinen? Welche (unbewussten) früheren Erlebnisse schwappen da mit hoch? Der Strassenverkehr dünkt mich aufgrund der Anonymität, Distanz und Stressanfälligkeit ganz besonders geeignet, um alte Emotionen zu kultivieren: alles Arschlöcher, immer ich, keiner passt auf, totale Rücksichts­losigkeit, nur Vollidioten, früher hatte man noch Anstand…!

Das Limbische System am Steuer
Vielleicht hatte der Motorradfahrer ja nur einen schlechten Tag, vielleicht gerade eine negative Diagnose beim Arzt erhalten, wahrscheinlich aber handelt es sich um uralte Emotionen, die immer wieder hervorgeholt werden, wenn die Anspannung überhandnimmt – ganz nach dem Motto: Ist zwar doof, aber wenigstens kenne ich mich mit DEM Gefühl aus. Das gilt übrigens nicht nur für aggressives Verhalten (Kampf), sondern genauso für defensives (Flucht), wo Ängste, Scham oder Unsicherheit gepflegt werden. So sind etwa übermässige Selbstzweifel, Versagensängste oder Panik vor Auftritten weit verbreitete Muster, die in den meisten Fällen genauso wenig im Hier und Jetzt verankert sind. Dabei spielt unser Limbisches System die entscheidende Rolle: Trigger und – zack! – sind wir wieder drin im bekannten Schlamassel, im althergebrachten Denk-, Fühl- und Verhaltensschema.

Zeit zum Ausmisten?
Vielleicht ist es an der Zeit, einmal etwas auszumisten und das eigene Limbische System von alten Emotionen zu befreien. Das geht erstaunlich einfach mit modernen neurobiologischen Ansätzen, die den Körper auf angemessene Art einbeziehen. FREE THE LIMBIC® ist eine dieser Methoden, mit der emotionale Blockaden oder «parafunktionale Gefühle», wie es Michael Bohne nennt, nachhaltig gelöst – salopp gesagt weggeklopft – werden können. Es braucht manchmal etwas Mut und Spürsinn, die eigenen Muster aufzudecken. Aber es ist immer wieder faszinierend zu sehen, was möglich ist, wenn wir uns trauen, alten Ballast hinter uns zu lassen. Im Rahmen eines Coachings oder Seminars kann das emotionale Ausmisten in einem sicheren Kontext erlernt werden.

Anita Bisculm ist Expertin für Selbstführung, Leadership und HR Management und begleitet Einzelpersonen sowie Firmen als Coach und Beraterin.

Literatur:

Bohne, M. (2021): Psychotherapie und Coaching mit PEP. Heidelberg: Carl Auer.
Weil, T. (2012): FREE THE LIMBIC® Business Consulting: Beratung an der Schnittstelle Organisation und Mensch. Kassel: MEW – Medienedition Weil e.K.

Bildquelle: pixabay


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