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WYSIATI: What You See Is All There Is

WYSIATI: What You See Is All There Is

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Dass der Standort Schweiz für die Produktion schwierig ist, muss man nicht erklären. Die Strategie, aus zwei Werken eines zu machen und Synergien zu nutzen, ist plausibel. Man holt externe Beratung ins Haus und bildet eine Projektgruppe mit auserlesenen Fach- und Führungskräften. Die Sache wird gut aufgegleist. Und dennoch geht sie schief. Die neue Lagerhalle ist zu klein und die logistischen Abläufe sind nicht richtig durchdacht. Monatelang kommt es zu Produktionsengpässen und die Bilanz ist kostenintensiv, für alle Beteiligte.

Zu gleicher Zeit wird in einem anderen Unternehmen ein CTO eingestellt. Er verfügt über alle nötigen Qualifikationen. Seine Kommunikation ist fliessend, fast berauschend klar und einnehmend. Neben einem beeindruckenden CV erscheint der Mann äusserst intelligent und methodisch bewandert. Nach einem Jahr jedoch wird er mit einem teuren Abgang aus der Firma entlassen.

Zwei unterschiedliche Ereignisse im unternehmerischen Alltag. Angenommen, Sie hätten dies zu verantworten, hätten Sie etwas falsch gemacht?

Bewusst falsch hätten Sie nichts gemacht. Aber Sie wären einem Phänomen unterlaufen, das uns alle in unserer täglichen Beurteilung von Menschen und Situationen begleitet. Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat das Phänomen WYSIATI genannt. What you see is all there is. Wir sehen nur das unmittelbar Augenscheinliche und vergessen uns zu fragen, was wir nicht sehen. Wir Menschen neigen dazu, aus Informationsbruchteilen und subjektiven Erfahrungen plausible Geschichten zu konstruieren, die wir dann schnell und wenig hinterfragt vertreten.

Im ersten Falle war einer der Fehler derjenige der Selbstüberschätzung. Ein typischer WYSIATI Fehler. Das Gremium hält sich für überdurchschnittlich geeignet, das Projekt im Geheimen zu steuern. Die eigentlichen Sachverständigen, die Produktions- und Lagermitarbeitenden an der Basis, wurden nicht ins Konzept eingebunden. So kam es z.B., dass die Gänge der Lagerhalle aus Kostengründen zu eng konzipiert wurden und die Stapler die Waren nicht mehr manövrieren konnten. Viele heikle Waren mussten vor der Halle deponiert werden.

Im zweiten Falle überstrahlt die wahrgenommene Intelligenz und Rhetorik des Kandidaten Eigenschaften wie Eitelkeit und Kritikunfähigkeit. Hinweise, die im ersten Bewerbungsgespräch schon im Ansatz sichtbar gewesen wären. Warum nur werden diese nicht wahrgenommen? Hier kommt es zu gleich zwei Fehlleistungen: Der Überstrahlungseffekt wünschenswerter Eigenschaften lässt primär alles positiv aussehen. Hinweise zu Eitelkeit z.B. werden dabei zu Hinweisen von Selbstbewusstheit und Entschiedenheit. Steht das positive Bild erst einmal, kommt es uns gar nicht mehr in den Sinn, nach den «Leichen im Keller» zu fragen. Wir suchen nur noch nach Bestätigung unserer Bilder (Tunnelblick).

WYSIATI ist im Organisationsalltag von grösster Bedeutung. Aber was kann man tun, um die richtigen Entscheide zu fällen? Setzten Sie sich mit möglichst unterschiedlichen Menschen zusammen und fragen Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Fragen müssen wir uns stellen?
  • Wer müsste alles beteiligt sein, um diese Fragen vernünftig zu beantworten?
  • Wie erhalte ich möglichst eigenständige Meinungen?

Vermeiden Sie, dass jemand von Anfang an seine gute Geschichte verkauft und alle anderen auf diesen Zug aufspringen. Alle Beteiligten einer Entscheidung sollen vor einer Diskussion ihre eigene Meinung schriftlich festhalten. Und holen Sie stets Referenzwerte und Daten von anderen oder aus vergangenen Projekten ein. Sie sind ein zusätzlicher und verlässlicher Begleiter für neue Entscheide.

Ein Beitrag von Daniela Landau www.daniela-landau.ch

Bildnachweis: Adobe Stock


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Monika Murer
monika.murer@murerandmore.com